Es existieren viele verschiedene Nähstiche, doch können Industrienähmaschinen, wie bereits erwähnt, in der Regel nur eine bestimmte Stichart ausführen.
Die American Society for Testing and Materials (ASTM) und die Internationale Organisation für Normung (ISO) haben jeweils ein Klassifizierungssystem für Nähstiche entwickelt. Diese lauten ASTM D 6193 und ISO 4915:1991.
Angesichts der großen Vielfalt an Nähstichen werden wir uns in diesem Leitfaden auf die fünf häufigsten beschränken.
Verschiedene Sticharten
Der Doppelsteppstich
Der Doppelsteppstich ist der in der Industrie am häufigsten verwendete Nähstichtyp. Es handelt sich hierbei um einen Einnadelstich, bei dem zwei Fäden miteinander verbunden werden, indem der Unterfaden mittels eines Schiffchens in die Schlinge des Oberfadens geführt wird. Für diesen Stich benötigen Sie eine Nadel mit flacher Spitze.
Anwendungen:
Kleidung
Synthetische Hebegurte
Großformatige Planen und Tücher
Vorteile:
– Die am schnellsten nähbare Stichart
– Und auch die billigste
Nachteile:
– Die Stiche können äußerst eng beieinander liegen, sodass diese Stichart nicht für elastische Stoffe geeignet ist.
Der Overlockstich
Mit einer speziellen Overlock-Nähmaschine kann dieser Stich in einem einzigen Arbeitsgang realisiert werden. Somit garantiert sie eine schnelle Arbeitsgeschwindigkeit und eine extrem hohe Produktion.
Anwendungen:
Elastische Kleidung (Sportbekleidung, Tanzbekleidung u. a.)
Vorteile:
– Sehr flexibel und widerstandsfähig
– Overlock-Nähmaschinen bieten höhere Nähgeschwindigkeiten als andere Nähmaschinen (7.000 U/min)
Nachteile:
– Verbraucht viel Faden
Der Kettenstich
Dieser Stich erzeugt ein Ketten- bzw. Seilmuster. Er ist besonders ästhetisch und wird häufig zum Aufnähen von dekorativen Accessoires auf Stoffen verwendet.
Anwendungen:
Kleidung
Papier- und Plastiktüten
Großformatige Planen und Tücher
Vorteil:
– Größer als andere Stiche, wodurch er sich hervorragend als Füllstich für Muster eignet
Nachteile:
– Verbraucht viel Faden
– Weniger widerstandsfähig als andere Sticharten
– Längere Nähzeiten
Der Doppelkettenstich
Diese Stichart ähnelt dem normalen Kettenstich, ist aber strapazierfähiger.
Anwendungen:
Gummibänder
Gurte
Jacken
Vorteile:
– Sehr stabil und haltbarer als der einfache Kettenstich
– Hohe Dehnungsfähigkeit, wodurch er bevorzugt zum Nähen von Gummibändern, insbesondere an Kleidungsstücken, verwendet wird
Nachteile:
– Verbraucht viel Faden
– Die Herstellung dauert länger
– Die Naht löst sich leicht auf, wenn ein Faden beschädigt wird, sodass Bekleidungshersteller sie oft übernähen oder sogar kleben müssen
Der Zickzackstich
Wie der Name schon sagt, ist dies ein Nähstich mit gezacktem Muster. Bei Industrienähmaschinen, die für Zickzackstiche konzipiert sind, kann die Breite und Länge des Stichs individuell eingestellt werden.
Anwendungen:
Stoffe wie z. B. Voile
Elastische Gewebe
Vorteile:
– Ermöglicht es, einen Stoff zu straffen
– Erleichtert das Nähen dehnbarer Materialien
Nachteile:
– Die Fadenspannung muss richtig eingestellt sein
– Eignet sich nicht für feine Stoffe